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THEATOUR spielte:

Gegenwart der Erinnerung

nach Gert Jonke

im November und Dezember 2002
im Salzstadel in Landshut

Dem Lustspiel folgte ein "Festspiel". Der Autor, Gert Jonke, entwirft eine Welt, in der Wirkliches und bloß Vorgestelltes sich unentwirrbar vermischen, einen Irrgarten von Varianten des Tatsächlichen, der phantastisch und logisch zugleich ist. Humoristisches, Witziges versickert plötzlich im bodenlos Bedrohlichen. Raum und Zeit verlieren ihre Selbstverständlichkeit. In den Rissen des erschütterten Bewußtseinsgefüges blühen wundersame poetische Blumen. Auch diesmal wurde -gemäß der Konzeption von THEATOUR- ein nicht ganz leichter Stoff publikumswirksam in Szene gesetzt, indem Sprechtheater mit Musik und Malerei verbunden war.

Damit ergab sich eine weitere Besonderheit dieses Projektes daraus, dass eine regionale Nachwuchskünstlerin die Gelegenheit erhielt, ihre Bilder der Öffentlichkeit vorzustellen.

Im Mittelpunkt steht nämlich eine Vernissage, während der das Publikum gleichermaßen Zuschauer des Schauspiels als auch quasi Besucher der Ausstellung ist. Die Zuschauer beobachten Szenen eines (Sommer-) festes.

Zum Inhalt des Festspiels: Im Villenviertel am Rande der Stadt bewohnen der Fotograf Anton Diabelli und seine Schwester Johanna ein vornehmes Haus, von welchem sich ein geräumiger parkähnlicher Garten hindehnt, in welchem die Geschwister einmal alljährlich ein Sommerfest veranstalten, zu dem nebst Angehörigen des politischen Mittelstandes mehrere Künstler und vor allem viele an der Weiterentwicklung des geistigen Lebens verschiedenartig teilhabend Beteiligte samt Personalanhängsel gelanden sind. Es werden Bilder des Künstlers Florian Waldstein gezeigt.

Anton und Johanna Diabelli wollen das Fest vom vorigen Jahr exakt wiederholen, daß alles sich ganz genauso abspielt wie im vorigen Jahr. Dieser Versuch gelingt, fast, wiche da nicht der besorgniserregende Vorfall des Verschwindens Florian Waldsteins von den Vorkommnissen im vorigen Jahr ab. Der Versuch, den Fortgang der Zeit aufzuhalten und in eine unendliche, spiralförmige Bewegung zu biegen, kennzeichnet Jonkes Sätze mit ihren ausgedehnten Partizipialkonstruktionen. Seine Sprache hat eine musikalisch-mathematische Struktur. Strenge Logik verbindet sich mit der Groteske. Musikalische Formen (Rondo/ Fuge) bestimmen den Ablauf.